News vom 14. Juli 2023
Das Thema lockte zahlreiche Besucher*innen - Stadträt*innen, Mitglieder der Bezirksausschüsse, interessierte Bürger*innen, Mitarbeitende der Stadtverwaltung und Medienvertreter*innen – in den großen Sitzungssaal des Münchner Rathauses, wo sie von Münchens 2. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden begrüßt wurden, die an der Stadtspitze für die Themen Gleichstellung von Frauen, Männern und Menschen weiterer Geschlechter sowie Mobilität verantwortlich zeichnet. „Die meisten Aspekte einer gendergerechten Mobilität sind seit Langem bekannt – im Zuge der Umsetzung der Mobilitätswende müssen sie nun auch im gesamten Stadtgebiet konsequent umgesetzt werden. Dafür braucht es neben ausreichenden Personalressourcen vor allem Wissen und Bewusstsein in Politik und Verwaltung. Dafür ist das heutige Stadtratshearing ein wichtiger Schritt“, ist sie sich sicher.
Mobilitätsreferent Georg Dunkel betonte, wie wichtig es ihm sei, Mobilität für alle anzubieten: „Wir wollen, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, sich selbstbestimmt in der Stadt zu bewegen. Mobilität darf keine Frage des Geschlechts, der gesellschaftlichen Rolle, der körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten oder der finanziellen Situation sein.“
Welche unterschiedlichen Bedürfnisse sich aus den verschiedenen Perspektiven der Nutzergruppen ergeben und wie deren Berücksichtigung bei der Umsetzung städtischer Verkehrsprojekte aussehen kann, brachten zwei Expert*innen den Zuschauer*innen nahe:
Dr.-Ing. Ines Kawgan-Kagan vom Institute for Accessible and Equitable Mobility Berlin betonte in ihrem Vortrag „Mobilitätsverhalten und -bedürfnisse von Frauen“, dass für eine nachhaltige Verkehrswende nicht nur ökologische und ökonomische Gesichtspunkte ausschlaggebend sind, sondern auch und vor allem soziale Aspekte. Mobilität müsse für alle nutzbar sein – und dafür sicher, erschwinglich und barrierefrei. Am Beispiel „Geschlecht“ zeigte sie die existierenden Unterschiede im Mobilitätsverhalten auf, die sich vom unterschiedlichen Zweck, aus dem Wege zurückgelegt werden, bis hin zur Wahl des Verkehrsmittels feststellen lassen. Diese Unterschiede, auf die auch das Alter, die Gesundheit, das Einkommen, der Familienstand, die Bildung oder etwa ein Migrationshintergrund Einfluss haben können, gelte es zu überwinden.
Ähnliches berichtete auch Juliane Krause von plan&rat – Büro für kommunale Planung und Beratung Braunschweig in ihrem Vortrag „Gendergerechte Planung und Umsetzung von städtischen Verkehrsprojekten“. Auch sie sieht die sozialen Aspekte als maßgeblich an, um zu einer nachhaltigen Mobilität zu gelangen. Die Stadt- und Verkehrsplanung müsse dafür das Prinzip des Gender Mainstreamings umsetzen, wonach bei allen Projekten und Entscheidungen eine genderdifferenzierte Betrachtung erfolgt. Dass diese Strategie zielführend ist, zeigte Juliane Krause anhand verschiedener Beispiele aus ganz Deutschland auf.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion erörterten die beiden Referent*innen gemeinsam mit der Vorsitzenden der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen, Micky Wenngatz, der Leiterin der Gleichstellungsstelle für Frauen, Nicole Lassal, und Mobilitätsreferent Georg Dunkel die Fragen, was es für eine „Mobilität für alle“ in München noch braucht und wie die Umsetzung möglichst zielführend vorangetrieben werden. Nach knapp vier Stunden Information und intensivem Austausch war man sich einig, dass es für eine gendergerechte Mobilitätsplanung vor allem eine Sensibilisierung für und einen offenen Umgang mit dem Thema, die entsprechenden Ressourcen, Strukturen und Kompetenzen sowie den Willen, das Thema anzugehen, braucht.
Die Ergebnisse des Hearings fließen nun in die weitere Ausgestaltung der Mobilitätsstrategie 2035 der Stadt München sowie in Planungs- und Handlungsleitlinien zur Berücksichtigung von Genderbelangen ein.
(Das Foto zeigt von links nach rechts: Totinia Hörner (Moderatorin des Hearings), Ines Kawgan-Kagan, Nicole Lassal, Georg Dunkel, Juliane Krause, Micky Wenngatz)
Untenstehend finden Sie die Aufzeichnung des Hearings: