News vom 12. September 2024

„Autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt“: Gute Noten für Verkehrsexperiment

Foto: MCube, Zayika

„Autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt“: Gute Noten für Verkehrsexperiment

Für ein paar Wochen wurden in den Münchner Quartieren Südliche Au und Walchenseeplatz Straßenzüge in temporäre Grün- und Aufenthaltsflächen umgewandelt. Eine jetzige Auswertung zeigt: Eine Mehrheit der Anwohnenden bewertet das Projekt positiv.

Das Projekt löste im Sommer 2023 zahlreiche öffentliche Diskussionen über die Zukunft des städtischen Verkehrs und die Gestaltung städtischer Quartiere aus. Jetzt haben Forschende unter der Leitung der Technischen Universität München (TUM) und unter Beteiligung des Mobilitätsreferats sowie des Referats für Stadtplanung und Bauordnung die Ergebnisse dieser sogenannten Reallabore ausgewertet: Demnach bewertet eine Mehrheit der Anwohnenden sie positiv.

Dafür wurden die Haushalte in den beiden Quartieren zu zwei Online-Befragungen eingeladen – vor sowie gegen Ende der Umsetzung der Maßnahmen. Während in der Südlichen Au verhältnismäßig viele Anwohnende an den Umfragen teilgenommen haben, war die Beteiligung rund um den Walchenseeplatz eher verhalten. Hier zeigt die Auswertung deshalb nur ein grobes Stimmungsbild.

Insgesamt wünschen sich die Befragten mehrheitlich weitere Initiativen, welche den Straßenraum zugunsten Begrünung, Aufenthalt und alternativen Mobilitätsangeboten umwandeln. In der Südlichen Au bewerteten 60 Prozent der Befragten das Projekt insgesamt positiv, während 31 Prozent sich negativ äußerten. Am Walchenseeplatz war das Meinungsbild gemischter, mit einer knappen Mehrheit von 45 Prozent positiver Bewertungen gegenüber 42 Prozent negativer.

In beiden Quartieren sehen die Befragten wegen des Klimawandels großen Handlungsbedarf. Die meisten Menschen sind bereit, sich auf entsprechende Experimente zur Zukunft der Mobilität einzulassen (Südliche Au 68 Prozent bereit und 18 Prozent nicht bereit; Walchenseeplatz 58 Prozent bereit und 24 Prozent nicht bereit). Gleichzeitig ist aber bei den Anwohnenden die Skepsis groß, dass sie diese Zukunft tatsächlich selbst mitgestalten können. Die Forschenden sehen hier eine große Chance, durch Reallabore das persönliche Engagement der Münchner*innen zu stärken.

Bei konkreten Maßnahmen zeigen sich in beiden Stadtquartieren ähnliche Tendenzen. Eine deutliche Mehrheit der Befragten unterstützt die dauerhafte Umwandlung von Parkplätzen und Straßen in Grünflächen (Südliche Au 61 Prozent, Walchenseeplatz 56 Prozent; in der Südlichen Au stimmen 31 Prozent nicht zu und am Walchenseeplatz stimmen 33 Prozent nicht zu). Ebenfalls hoch im Kurs stehen zusätzliche Fuß- und Fahrradwege, Räume für Spiel, Bewegung und Kultur sowie Sitzgelegenheiten und Begegnungsorte für die Nachbarschaft.

Selbstkritisch räumen die Forschenden ein, dass die gewählten Kommunikationsformate nicht alle Anwohnenden erreicht haben. Ein Drittel der Befragten bewertete die Informationspolitik negativ (Südliche Au 45 Prozent angemessen, 31 Prozent unangemessen; Walchenseeplatz: 35 Prozent angemessen, 30 Prozent unangemessen). Für zukünftige Projekte ist es daher entscheidend, die Kommunikation noch durchdachter, transparenter und bürgernäher aufzusetzen, um alle Beteiligten zu erreichen und einzubinden.

Weitere Informationen und die detaillierten Ergebnisse gibt es auf München unterwegs (siehe gelbe Infobox). 

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