Mehr Merci Dir auf Münchens Straßen

Foto: Sichtbarmacher:innen, Pielenhofer

Was im Verkehr am meisten ablenkt: So haben Münchner*innen abgestimmt
Ergebnis des Stimmungsbarometers 2024

Was im Verkehr am meisten ablenkt: So haben Münchner*innen abgestimmt

"Was lenkt dich im Straßenverkehr am meisten ab?" Diese Frage haben wir euch 2024 mit dem Merci Dir Stimmungsbarometer auf Veranstaltungen in München gestellt. Insgesamt haben über 150.000 Menschen abgestimmt.

Am häufigsten werden die Münchner*innen beim Handy schwach: Von den fünf zur Auswahl stehenden Antwortsäulen wählten rund 30 Prozent der Teilnehmenden „aufs Handy gucken oder tippen“. Viele Münchner*innen gaben allerdings auch an, dass die Ablenkung eher von innen kommt: „Tagträumen oder in Gedanken versunken sein“ landete mit 21Prozent der Stimmen auf Platz 2. Die drei weiteren Antworten lagen nah beieinander in dieser Reihenfolge:
3. „Emotionale Gespräche führen“ (18 Prozent)
4. „Etwas oder jemandem hinterherschauen“ (16 Prozent)
5. „Musik hören“ (15 Prozent)

Auf den verschiedenen Veranstaltungen konnten wir außerdem mit etwa 3.500 Abstimmenden persönlich sprechen. Dabei wurde deutlich: Das Thema Ablenkung im Verkehr beschäftigt die Menschen quer durch alle Altersklassen. Beim dazugehörigen Ablenkungstest hatten die meisten mindestens einen Aha-Moment. (Ihr wollt es selbst versuchen? Den Test findet ihr rechts in der gelben Infobox.)

Textnachricht am Steuer: sechsfach erhöhte Unfallgefahr
Dass die Teilnehmer*innen die Ablenkung durchs Handy an erster Stelle nennen, verwundert nicht. Auch in Studien schneidet es als eine der gefährlichsten und häufigsten Ablenkungsquellen ab: Während wir am Steuer eine Textnachricht schreiben oder lesen, ist unsere Unfallwahrscheinlichkeit etwa sechs Mal (!) so hoch wie bei normaler, aufmerksamer Fahrt. Trotzdem gibt es einige Verhaltensweisen, die das Unfallrisiko sogar noch stärker erhöhen.

So findet die Wissenschaft heraus, wie gefährlich Ablenkung wirklich ist
Wissenschaftler*innen unterscheiden zwischen mehr Arten der Ablenkung als wir an unserem Stimmungsbarometer. Dabei schauen sie sehr genau hin: In groß angelegten Experimenten – sogenannten „Naturalistic Driving Studies“ – statten sie die Autos von tausenden Autofahrer*innen mit Kameras und Mikrofonen aus und verfolgen das Fahrverhalten der Fahrer*innen über mehrere Jahre hinweg (siehe gelbe Infobox). So können sie alle Unfälle und Beinahe-Unfälle analysieren und herausfinden, ob und welche Ablenkung dazu beigetragen hat.

Tagträumen senkt die Konzentration
Auf Platz zwei des Münchner Stimmungsbildes liegt: „Tagträumen oder in Gedanken versunken sein“. Tatsächlich liefern die "Naturalistic Driving Studies" hierzu keine Erkenntnisse, da die Verkehrsforscher*innen die Gedanken der Studienteilnehmenden nicht beobachten können. Um herauszufinden, wie sich geistige Ablenkung aufs Autofahren auswirkt, führen Forscher*innen deswegen Studien in Fahrsimulatoren durch. Dabei hat sich gezeigt: Teilnehmer*innen, die während des Fahrens zum Nachdenken über etwas angeregt werden, konzentrieren sich weniger auf die Strecke, schauen weniger in Außen- und Rückspiegel und fahren in unregelmäßigerem Tempo.

Auch negative Emotionen verringern das Fahrvermögen
Ähnlich verhält es sich mit emotionalen Gesprächen: Sich ruhig mit Mitfahrenden oder über die Freisprechanlage zu unterhalten, ist an sich kein Risiko – gefährlich wird es, wenn starke Emotionen im Spiel sind. So zeigen Studien im Fahrsimulator, dass die Fahrkompetenz von Autofahrer*innen stark abnimmt, wenn sie sich ärgern, wütend oder traurig sind (siehe zum Beispiel Studie in der gelben Infobox). Es lohnt sich also, schwierige oder intensive Gespräche auf nach der Autofahrt zu verlegen.
Gespräche über die Freisprechanlage sind außerdem nur dann harmlos, wenn wir das Telefon dazu nicht in die Hand nehmen oder anschauen. Das wiederum zeigen die "Naturalistic Driving Studies": Ein Handy nur in der Hand zu halten, verdoppelt bereits das Unfallrisiko! Für eine ablenkungsfreie Fahrt muss das Telefon also ausschließlich per Sprachsteuerung bedient werden. Die Rechtsprechung folgt hier der Wissenschaft: Das Handy während der Fahrt lediglich in der Hand zu halten, ist verboten und wird mit Bußgeld bestraft.

Musik bei Radelnden ein Problem
Die Studienlage zu Musik im Auto ist sehr dünn. So lange sie nur so laut ist, dass man noch alle Umgebungsgeräusche mitbekommt, scheint Musik beim Autofahren kein großer Ablenkungsfaktor zu sein. Anders ist das auf dem Rad. Hier zeigen Studien: Radler*innen, die Musik hören, verpassen nicht nur häufig Wichtiges aus dem Verkehrsgeschehen, sondern überfahren auch öfter Ampeln oder begeben sich in andere gefährliche Situationen.

Fußgänger*innen gefährden vor allem sich selbst
Abgesehen vom Musikhören ist die wissenschaftliche Datenlage unter den verschiedenen Verkehrsmitteln für das Autofahren mit Abstand am umfassendsten. Das leuchtet ein, denn wer im Auto abgelenkt ist, wird schnell zur Gefahr für andere Verkehrsteilnehmende, insbesondere für Radelnde oder Zu-Fuß-Gehende. Allerdings können diese auch selbst zu einer Gefahr werden, wenn sie abgelenkt sind. Nicht umsonst gibt es für Fußgänger*innen, die beim Gehen auf ihr Handy starren, inzwischen einen eigenen Begriff: Smombie (kurz für Smartphone-Zombie). Bei unseren Gesprächen am Stimmungsbarometer waren sich die Teilnehmer*innen einig: Indem wir alle ganz unabhängig vom jeweiligen Verkehrsmittel aufeinander achtgeben, machen wir nicht nur unsere Straßen sicherer, sondern auch unser Miteinander entspannter und angenehmer.

Und was ist mit euch?
Habt ihr immer alles auf dem Schirm? Und was kostet es eigentlich, mit dem Handy in der Hand erwischt zu werden? Macht jetzt unseren Ablenkungstest! Den Link findet ihr in der gelben Infobox.
Das nächste Mal mit dem Stimmungsbarometer vor Ort sind wir auf dem Tollwood Sommerfestival, mit einer neuen Jahresfrage. Kommt vorbei und stimmt mit ab – jedes Bonbon zählt!

 

Was im Verkehr am meisten ablenkt: So haben Münchner*innen abgestimmt

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