Ein wesentliches Ziel der Altstadt für alle ist die Verbesserung der Erreichbarkeit und Erleichterung der Fortbewegung für alle Personen.
Mit dem Konzept zur öffentlichen Feinerschließung verfolgt die Stadt das Ziel, dass sich alle innerhalb der Altstadt kleinräumig und oberirdisch auch ohne Auto fortbewegen können. Zentrales Anliegen ist die bessere Erschließung der Altstadt zusätzlich zu den bestehenden Angeboten wie S- und U-Bahn, Tram und Bus. Oftmals haben vor allem mobilitätseingeschränkte Personen und Senior*innen Schwierigkeiten die Wege in der Altstadt zurücklegen zu können, vor allem wenn mehrere Ziele angesteuert werden.
Rückblick
Für die erste Konzeptentwicklung zur öffentlichen Feinerschließung war die Stadtverwaltung gemeinsam mit den SWM/MVG durch verschiedene Stadtratsbeschlüsse beauftragt („Grundsatzbeschluss ‚Autofreie Altstadt‘“, Sitzungsvorlage 14-20 / V 14478; „Maßnahmenbeschluss Autofreie Altstadt: Tal“, Sitzungsvorlage 20-26, V 00457; „Autofreie Altstadt: Provisorische Umgestaltung des Tals“, Sitzungsvorlage 20-26 / V 06570).
Die öffentliche Feinerschließung hat als wesentliches Ziel die Sicherstellung der oberirdischen, kleinräumigen Erreichbarkeit der Altstadt mit den Verkehrsmitteln des erweiterten Umweltverbundes. Um hierfür Lösungen zu erarbeiten, hat das Mobilitätsreferat und die SWM/MVG gemeinsam das Mobilitätsverhalten ausgewählter Zielgruppen in der Landeshauptstadt betrachtet, Problemfelder identifiziert und darauf basierend Lösungsansätze für diese Zielgruppen in der Altstadt entwickelt. Basis dafür war zum einen eine qualitative Marktforschung mit Personen mit unterschiedlichen Arten von Mobilitätseinschränkungen und sensorischen Beeinträchtigungen, Personen, die schwere oder sperrige Gegenstände transportieren müssen, und jene, die besonderen Wert auf Bequemlichkeit legen, sowie zum anderen die Zusammenarbeit in Workshops mit den Senioren- und Behindertenbeiräten der Stadt München.
Die Ergebnisse zeigten, dass trotz der sehr guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr die Wege innerhalb der Altstadt für diese Gruppen oft zu weit sind, vor allem wenn innerhalb der Altstadt mehrere Ziele angesteuert werden. Bei vielen Teilnehmer*innen führt dies auch dazu, dass Einkäufe und Aufenthalte in der Altstadt vermieden oder auf das Nötigste beschränkt werden.
Ausgehend von den identifizierten Problemstellungen wurden verschiedene Lösungsansätze erarbeitet und geprüft und schließlich diejenigen ausgewählt, die unterschiedliche Bedürfnisse bedienen und innerhalb eines Gesamtkonzeptes, dem „AltstadtMobil“, gemeinsam betrieben werden können.
AltstadtMobil
In dem Stadtratsbeschluss „Altstadt für alle – öffentliche Feinerschließung“ (Sitzungsvorlage Nr. 20-26 / V 12227) wurden erste Lösungsansätze für die Erschließung dargestellt. Das vorläufige Lösungskonzept beruhte auf zwei Ansätzen: Mikrobusse als liniengeführter Betrieb sowie E-Rikschas als On-Demand-Betrieb.
Der Beschluss legte die Durchführung des Testbetriebes der beiden Lösungen als „AltstadtMobil“ mit dem Ziel weitreichende Erkenntnisse und Erfahrungen für die Konzeption eines Dauerbetriebes zu erlangen fest. Nach der Zustimmung des Stadtrats führte die Landeshauptstadt München gemeinsam mit den SWM/MVG einen dreimonatigen Testbetrieb mit Mikrobussen und Rikschas in der Münchner Altstadt durch:
Mikrobusse
Im Testlauf verkehrten die Mikrobusse im Zeitraum zwischen 24. Juli und 18. Oktober 2024 als neue Linie innerhalb der Altstadt und sorgten auf einer Ringlinie zwischen zentralen Punkten wie Sendlinger Tor, Sendlinger Straße, Viktualienmarkt, Tal, Isartor, Maximilianstraße und Maffeistraße für eine bequeme nahräumige Erreichbarkeit. Von Mittwoch bis Samstag verkehrten zwischen 8 bis 22 Uhr bis zu 4 Mikrobusse gleichzeitig auf der neu konzipierten Linie. In jedem Mikrobus war ein Rollstuhlplatz vorhanden. Die Zugänglichkeit wurde durch eine Rampe gewährleistet.
E-Rikschas
Als Ergänzung der Mikrobusse standen täglich zwischen 7 und 24 Uhr elektrische Rikschas sowie eine Rollstuhlrikscha als On-Demand-Betrieb zur Verfügung, welche einen flexiblen und an den individuellen Bedarf angepasste Transportmöglichkeit innerhalb des Altstadtrings ermöglichten. Neben der Möglichkeit eines Zustiegs an zwei festen Standplätzen – Karlsplatz oder Odeonsplatz –konnten die Rikschas über eine Internetseite gebucht oder bei Leerfahrten herbei gewunken werden. Die Rikschas waren zwischen dem 24. Juli und 18. September 2024 im Einsatz.
Mehr als 4.000 Fahrgäste haben den On-Demand-Betrieb der Rikschas genutzt. Mit den Mikrobussen waren etwas mehr als 7.600 Fahrgästen unterwegs. Neben diesen Personen-Zählungen flossen knapp 800 Interviews mit Nutzenden und Nicht-Nutzenden in die Untersuchung mit ein, ebenso wie die Ergebnisse mehrerer Diskussionsrunden und Workshops mit dem Senioren- und Behindertenbeirat sowie Vertreter*innen des lokalen Einzelhandels, von Hotels, Gaststätten oder aus Arztpraxen in der Altstadt. Folgende Ergebnisse lassen sich zusammenfassen:
Die getesteten Lösungen zur Feinerschließung der Altstadt – Mikrobus und E-Rikscha – wurden im Rahmen des Projektes MoveRegioM, gefördert vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) vom Mobilitätsreferat und der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) unter Mitarbeit des Senioren- und Behindertenbeirats konzipiert. Der Testlauf wurde von der SWM/MVG mithilfe der Finanzierung der Landeshauptstadt München und Fördermitteln aus dem Bayerischen Sonderfonds „Innenstädte beleben“ des Referates für Arbeit und Wirtschaft durchgeführt.
Mit dem Testlauf konnten wichtige Aspekte, wie die Akzeptanz von Nutzer*innen, Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, Finanzierungsmodelle sowie verkehrliche und betriebliche Abläufe überprüft werden.
Im Rahmen des Projektes MoveRegioM, gefördert vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), wird nun die finale Konzeption eines Dauerbetriebes inklusive der Finanzierung ganzheitlich ausgearbeitet.
Das Konzept soll im Jahr 2026 in den Münchner Stadtrat eingebracht werden, um zu entscheiden, ob und wie das Mobilitätsangebot in der Altstadt dauerhaft fortgeführt werden soll.