Mehr Merci Dir auf Münchens Straßen

Mein Spruch für München

Helene: „Wir sind ein Team – von Pasing bis nach Riem“

Helene ist vor Kurzem aus Los Angeles zurückgekehrt. Während ihres Jurastudiums hat sie in den unterschiedlichsten Städten gelebt – inzwischen fühlt sich die 26-Jährige in München zuhause.

Willkommen zurück in München! Erzähl doch mal, was du machst und wo dich dein Studium hingeführt hat.
Ich habe gerade einen Umzug aus dem Münchner Osten in die Maxvorstadt hinter mir, dort lebe ich mit einer Freundin in einer WG. Davor habe in ein Auslandsjahr in Los Angeles verbracht. Ich bin zwar auch in Amerika geboren, aber in Baden aufgewachsen. Und hier in München lebe ich seit 2017 mit Unterbrechungen: Zum Studium war ich auch in Heidelberg und Verona. Als juristische Referendarin bereite ich mich aktuell auf mein zweites Staatsexamen vor. Und neben der Arbeit engagiere ich mich viel und renne von Freizeit- zu Freizeittermin, aber das ist genau wie ich mir das wünsche.

Wie bewegst du dich denn von Termin zu Termin?
Ich bin eigentlich nur mit dem Fahrrad unterwegs, weil ich fürs zu Fuß gehen zu ungeduldig bin und mir durchs Radeln das Geld für Fahrkarten spare. Außerdem repariert meine Schwester immer mein Fahrrad. Alles bis zu acht Kilometer geht meistens mit dem Fahrrad am schnellsten und es macht mir mehr Spaß.

Du warst auch viel in anderen Städten unterwegs. Wie schneidet München aus deiner Sicht in Bezug auf Mobilität ab?
Im Vergleich zu meinen Erfahrungen aus dem Ausland – Bologna, Verona und LA – läuft es hier super! In diesen Städten konnte man fast nicht Fahrrad fahren. In München gibt es gefühlt sogar mehr Fahrradwege als in der Studi-Stadt Heidelberg, aber dafür ist es hier sehr eng. Vor allem in den alten Stadtteilen und dort, wo die großen Münchner Autos parken, empfinde ich die Wege oft zu schmal.

Wie ist dir die Merci Dir-Kampagne aufgefallen?
Oh, das war auf der Heimreise aus meinem Griechenland-Urlaub – eine lange Rückreise, denn wir haben den gesamten Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. U-Bahn, zwei Nachtzüge, Fähre, Bus, Zug und nochmal U-Bahn. Auf den letzten Kilometern in der Münchner U-Bahn ist mir die Kampagne aufgefallen. Ich habe dann sofort an dem Voting teilgenommen. Und beim Sprüchereimen bin ich kreativ, also zack war mein Spruch eingereicht.

„Wir sind ein Team“ so beginnt dein Spruch – wünschst du dir mehr Teamgeist auf Münchens Straßen?
Ich finde, dass es Verkehrsteilnehmende gibt, die weniger dazu beitragen, dass wir ein Team sind, und andere, die mehr dafür tun. Ich ärgere mich über Verkehrsteilnehmende, die sehr viel Platz einnehmen, wie Personen, die allein in großen Autos sitzen. Ich wünsche mir, dass alle genügend Platz haben. Außerdem gehört für mich zum Teamgedanken auch, dass sich alle Mobilität leisten können. Zusammengefasst: Wer hat wie viel Platz und wer kann sich Mobilität leisten? Das sind für mich die zwei Aspekte, die zu mehr Miteinander auf der Straße führen.

Du bist dank deines Jurastudiums fit in Sachen Recht – bestehst du immer auf dein Recht im Verkehr?
Nein, ich halte mich zurück. Gerade als Fahrradfahrerin ist es nicht unbedingt smart, auf dem eigenen Recht zu bestehen, man sitzt schließlich am kürzeren Hebel. Aber klar, ich ärgere mich schon, wenn mir jemand die Vorfahrt nimmt. Kommunikation ist wichtig – ich freue mich über die kleinen freundlichen Interaktionen. Ich sage immer „Danke“ oder „Sorry“. Ich verstehe, dass alle unter Zeitdruck stehen und ans Ziel kommen wollen.

In welchen Situationen im Straßenverkehr fühlst du dich gestresst?
Ich bin gestresst, wenn es sehr eng und sehr voll ist. Ich fühle mich am besten, wenn ich meine eigene Bikelane habe und weiß: Hier kann mich kein Auto erfassen.

Hast du einen Tipp, wie man im Straßenverkehr entspannt bleibt?
Ich versuche, früh genug loszufahren, denn der größte Risikofaktor ist Stress. Und ich kommuniziere – wenn möglich – mit den anderen Verkehrsteilnehmenden. Aber grundsätzlich ist das für mich nicht nur eine individuelle Frage. Auch die Stadt muss die Voraussetzungen für einen stressfreien Verkehr schaffen – so wie es bereits gemacht wird. Nett zueinander sein ist das eine, Strukturen für sichere Straßen zu bauen das andere.

Welche Änderungen auf Münchens Straßen aus den letzten Jahren gefallen dir?
Super viele! Man merkt auf jeden Fall, dass immer mehr Radwege entstehen und viele davon auch von der Fahrbahn abgetrennt sind. Und die Abbiegestreifen für Radelnde an großen Kreuzungen sind toll. Ich finde auch cool, dass Parkplätze umgewandelt werden und so mehr Platz für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen entsteht. Das fällt mir jedes Mal wieder positiv auf!

Was wünschst du dir für den Verkehr der Zukunft in München?
Das sind drei Dinge. Sozialgerechte Mobilität, Klimaneutralität des Verkehrs und eine hohe Priorisierung der Verkehrswende: Hier muss viel Geld reinfließen, damit Menschen motiviert werden, Bus und Bahn zu nutzen. Der öffentliche Nahverkehr sollte eine attraktive Option für alle sein – zum Beispiel durch Vergünstigungen und höhere Taktungen. Diese drei Aspekte zahlen schließlich auch auf die Verkehrssicherheit ein, da die Nutzung des ÖPNV sicherer ist als der Individualverkehr. München ist in diesen Punkten weit vorne – die Stadt hat durch die Gründung eines eigenen Mobilitätsreferates die Dringlichkeit verstanden. Wir sind auf dem richtigen Weg!

Merci Dir