Mehr Tempo 30, sichere Querungsmöglichkeiten und entschärfte Kreuzungen: Dies sind nur drei von sehr vielen Maßnahmen, mit denen das Mobilitätsreferat den Verkehr in München noch sicherer macht. Das Ziel: keine Schwerverletzten oder Getöteten mehr im Straßenverkehr
In der heutigen Sitzung des Mobilitätsausschusses des Stadtrats hat das Mobilitätsreferat von der Entwicklung des Unfallgeschehens in München berichtet und bereits umgesetzte sowie geplante Maßnahmen und Schwerpunkte der Verkehrssicherheitsarbeit auf dem Weg zur Vision Zero vorgestellt. Im Jahr 2018 hatte der Stadtrat die Vision Zero als Grundlage der Verkehrssicherheitsarbeit der Stadt München beschlossen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Die Sicherheit aller Menschen, die auf Münchens Straßen unterwegs sind, hat für uns oberste Priorität. Deshalb verfolgen wir die sogenannte Vision Zero, also das Ziel, dass es in naher Zukunft keine Verkehrstoten oder Schwerverletzten auf unseren Straßen mehr gibt. Zugegeben, das ist kein leichtes Unterfangen, aber die Stadt Helsinki macht uns vor, dass Vision Zero wirklich erreichbar ist. Zugleich zeigt uns das Beispiel aus dem hohen Norden aber auch, dass es einen langen Atem und ein ganzes Bündel an Maßnahmen braucht, um dieses Ziel zu erreichen. Jeder kleine Schritt zu mehr Verkehrssicherheit ist ein Schritt in die richtige Richtung – zum Schutz der Münchner*innen im Straßenverkehr.“
Mobilitätsreferent Georg Dunkel: „Jede im Straßenverkehr verletzte oder getötete Person ist eine zu viel. Deshalb ist die Vision Zero das übergreifende Ziel unserer täglichen Arbeit und all unserer Maßnahmen. Die Vision Zero zu erreichen, gleicht eher einem Langstreckenlauf als einem Sprint; das zeigt auch der Blick in andere Städte. Dennoch glauben wir fest daran und haben seit Bestehen des Mobilitätsreferats viel dafür getan: IT-Tools zur Unfallanalyse wurden modernisiert, mehr Tempo 30 eingeführt, Projekte wie Schulstraßen vorangetrieben, Kreuzungen entschärft und viele kleine und große Maßnahmen umgesetzt. So wird der Straßenverkehr in München immer sicherer, daran arbeiten wir auch weiterhin engagiert.“
Die Verkehrssicherheitsarbeit des Mobilitätsreferats – reaktiv wie präventiv – wird am Mobilitätsverhalten der Münchner*innen und an den Unfalldaten ausgerichtet. Mehr als die Hälfte der Wege werden in München zu Fuß (33 Prozent) oder mit dem Fahrrad (21 Prozent) zurückgelegt. Zudem waren zwei Drittel der Verkehrstoten und Schwerverletzten zwischen 2010 und 2024 zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs. Fußgänger*innen verunglücken meist beim Überschreiten von Straßen, Radfahrer*innen bei Abbiege- oder Kreuzen-Unfällen. Im Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit muss daher die Frage stehen, wie gerade diese Gruppen, also Fußgänger*innen, Radfahrer*innen geschützt werden können. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei Senior*innen und Kindern.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Unfallkommission im Mobilitätsreferat: Das Expertengremium mit Fachleuten aus dem Mobilitätsreferat, dem Baureferat und dem Polizeipräsidium München analysiert Örtlichkeiten, an denen es zu schweren Unfällen oder Unfallhäufungen gekommen ist. Das Ziel ist deren Entschärfung durch Markierungen, Beschilderungen oder bauliche Änderungen. Die Unfallkommission bearbeitet im Jahr rund 40 Örtlichkeiten und führt etwa 100 Ortstermine durch. Ein Beispiel hierfür ist die Kreuzung von Innsbrucker Ring und Bad-Schachener-Straße, an der die Ampelschaltung angepasst, die Fahrbahn neu markiert und die Radwegfurten rot eingefärbt wurden.
Damit es gar nicht erst zu Unfällen kommt, arbeitet das Mobilitätsreferat präventiv zudem intensiv an der Verbesserung der Straßeninfrastruktur. Dazu gehören sichere Querungsmöglichkeiten, separate Radwege oder Geschwindigkeitsreduzierungen vor Schulen, Kindertagesstätten oder Altenheimen. Auf über 70 Prozent der Münchner Straßen gilt heute bereits Tempo 30.
Die stadtinterne Arbeitsgruppe „Sichere Knotenpunkte“ überprüft außerdem kontinuierlich die Münchner Kreuzungen und verbessert sie schrittweise. Im Jahr 2023 wurden zehn Knotenpunkte priorisiert, die derzeit entschärft werden oder bereits sind. So konnten hier beispielsweise Unfallhäufungsstellen in der Maximilian- und der Müllerstraße entschärft werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit im Mobilitätsreferat ist der Rückbau sogenannter „freilaufender Rechtsabbieger“. Dort können Autofahrer*innen meist ohne Ampel rechts abbiegen und dabei leicht bevorrechtigte Fußgänger*innen und Radfahrer*innen übersehen. Von insgesamt 143 solcher Abbiegefahrstreifen wurden 33 bereits mit Ampeln ausgestattet und sieben baulich umgestaltet; 35 weitere sind in Planung oder Umsetzung. Die übrigen gelten als unauffällig oder haben keinen Rad- oder Fußweg.
Hinzu kommen Pilotprojekte wie die Radwegeinfärbung an Haltestellen, die Grünzeitverlängerung für Fußgänger*innen oder die Einführung von Schulstraßen, um die Sicherheit zu verbessern. Speziell um die Belange der jüngsten Verkehrsteilnehmenden kümmert sich das Sachgebiet „Schulwegsicherheit“. Neben einer sicheren Infrastruktur rund um Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und Jugendliche spielt hierbei auch die Aufklärung und Mobilitätsbildung eine zentrale Rolle. Das Mobilitätsreferat arbeitet hierfür mit der Arbeitsgemeinschaft Schulwegsicherheit des Gemeinsamen Elternbeirats zusammen, organisiert Wettbewerbe wie „Fit in die Schule, fit für die Zukunft“, Projekte wie den „Bus mit Füßen“ und betreut die ehrenamtlichen Schulweghelfer*innen.
Begleitet wird die planerische und infrastrukturelle Arbeit von der Kampagne „Merci Dir“. Die Kampagne zeigt die Maßnahmen der Stadt für mehr Verkehrssicherheit auf und regt auch mit Mitmachformaten zu Verhaltensänderung, mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr und verkehrssicherem Verhalten an. Die Kampagne soll auch künftig weitergeführt werden.