Wie sind Sie im Münchner Straßenverkehr unterwegs?
Wenn das Wetter passt, fahre ich am liebsten mit dem Fahrrad. Kalt darf es sein, aber regnen sollte es nicht. Meine Frau fährt in der Innenstadt nicht gerne mit dem Rad – wenn wir zusammen unterwegs sind, lasse ich auch mein Fahrrad stehen und wir fahren mit Bus und U-Bahn.
Sie genießen seit ein paar Jahren Ihre Rente – bewegen Sie sich jetzt anders durch München als noch zu Berufszeiten?
Ja natürlich, das hat sich verändert. Beruflich gab es viele Termine oder ich wollte nach Feierabend schnell zur Familie nach Hause. Da war ich deutlich schneller unterwegs – ich war auch fitter. Heute fahre ich gemütlicher.
Wo ist Ihnen die Merci Dir Kampagne begegnet?
Sie ist mir irgendwo im Internet aufgefallen. Ich recherchiere gerne zu Mobilitätsthemen und schaue mir an, was die Stadt München so plant. Dabei ist mir die Umfrage zu den Merci Dir-Sprüchen untergekommen. Da habe ich gleich „Immer mit der Ruhe“ eingetippt und abgesendet.
Mit Ihrem Spruch appellieren Sie „immer mit der Ruhe“ unterwegs zu sein. Was genau meinen Sie damit?
Das sind zwei Aspekte: Einerseits merke ich an mir selbst, dass es besser ist, eine gewisse innere Ruhe im Verkehr zu haben. Dann bin ich aufmerksamer und achtsamer. Ich versuche nicht mehr, noch bei dunkelgelb über die Straße zu rasen. Ich nehme mir lieber die Zeit, nochmal ordentlich nach links und rechts zu schauen. Wenn ich aufgeregt oder gestresst bin, gerate ich häufiger in brenzlige Situationen. Mit mehr Ruhe bin ich rücksichtsvoller und sicherer unterwegs.
Und auf der anderen Seite?
Auf Münchens Straßen sehe ich oft unruhige und wenig rücksichtsvolle Fahrstile. Dann denke ich oft, Mensch, immer mit der Ruhe! Das bringt doch nichts, ein paar Sekunden schneller an die nächste Kreuzung zu kommen.
Was ist Ihre Strategie, um zur Ruhe zu kommen?
Ich versuche, mich selbst zu beobachten: Wie fahre ich, wie geht es mir dabei? Warum habe ich mich geärgert? Das probiere ich, zu reflektieren. Zum Beispiel sind die Rotzeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger an der Kreuzung, über die ich fast täglich gehe, sehr lang. Da ist man schnell versucht, über Rot zu gehen – das gewöhne ich mir ab.
Auf dem Rad, in Bus und Bahn oder mit dem Auto: Wann haben Sie die Ruhe am nötigsten?
Auf dem Fahrrad! Da muss ich am meisten aufpassen. Bedenke: ein Fahrrad sieht man nicht so gut und man hört es nicht. Als Radfahrer bestehe ich, zum Beispiel bei einer Hofausfahrt, nicht auf meiner Vorfahrt. Ich achte lieber auf meine Sicherheit. Wenn ich auf dem Rad nicht aufmerksam bin, komme ich schneller in kritische Situationen. Als Student hatte ich einen Zusammenstoß mit einer Autotür. Aus solchen Erfahrungen muss man lernen.
Ein klassischer Dooring-Unfall. Achten Sie, wenn Sie mit dem Auto fahren, seitdem besser auf Radler*innen?
Ja, ich versuche natürlich schon aufzupassen und darauf zu achten. Ich habe nie einen Radelnden verletzt, aber wahrscheinlich gab es mal Situationen, in denen sich jemand auch über mich geärgert hat.
Ändert sich je nach Verkehrsmittel auch Ihr Blick auf die anderen Verkehrsteilnehmer*innen?
Ja, natürlich ist der Blick, je nachdem wie ich unterwegs bin, ein anderer. Manches kann ich nachvollziehen, weil ich zum Beispiel den/die Fahrradfahrer*in verstehe. Obwohl ich manchmal auch sauer werde, wenn sich Radelnde an der Ampel nah an den Autos vorbeischlängeln. Auch hier denke ich wieder: Immer mit der Ruhe! Dennoch ist mein Verständnis für die verschiedenen Verkehrsteilnehmenden groß.
Was sollte sich Ihrer Meinung nach unbedingt im Münchner Straßenverkehr verändern?
Sowohl als Auto- und Radfahrer wünsche ich mir eine grüne Welle. Und durchgängige, längere Fahrradwege wären schön. Denn nur wenn es Spaß macht, fährt man auch öfter mit dem Rad.