Hintergrund:

Ende 2021 waren 267.692 Münchner*innen 65 Jahre oder älter – das waren ca. 17 Prozent der Stadtbevölkerung. Diese Altersgruppe reicht von sogenannten Best Agern, die körperlich noch sehr fit sind, bis hin zu Hochbetagten über 90 Jahre. Über 65-Jährige sind im Vergleich zu anderen Altersgruppen als Fußgänger*innen besonders häufig in Unfälle verwickelt (siehe Fußverkehrsauswertung). Das erklärt sich zum einen daraus, dass mit zunehmendem Alter viele Menschen weniger Auto und Fahrrad fahren und dafür mehr zu Fuß gehen. Zum anderen sind Senior*innen nicht selten eingeschränkter in ihrer Übersicht über das Verkehrsgeschehen, reagieren langsamer und manche sind nicht mehr so gut zu Fuß. So ist für sie das Überqueren einer Straße ohne Ampel oder Zebrastreifen besonders riskant. Auch deshalb will die Landeshauptstadt München mehr Querungshilfen schaffen. Auch die verstärkte Reduktion von Geschwindigkeiten auf Tempo 30 im Straßennetz kann helfen, Unfälle im Fußverkehr, und damit auch mit Senior*innen, zu verhindern.

Entwicklung der Unfälle mit Senior*innen

In den zwölf Jahren zwischen 2010 und 2021 wurden 37.715 Unfälle polizeilich erfasst, bei denen Personen über 65 Jahren entweder direkt beteiligt waren oder als Mitfahrer*in verletzt oder getötet wurden. Das sind 17 Prozent aller Unfälle.

Während in den Jahren 2010 bis 2019, vor der COVID-19-Pandemie, solche Unfälle ohne Senior*innen auf einem etwa gleichbleibenden Niveau stagnieren, steigt die Zahl der Unfälle mit Senior*innen bis vor Beginn der Pandemie tendenziell an. So entfallen 2010 noch 15 Prozent aller Unfälle auf Unfälle mit Senior*innen, 2019 waren es 18 Prozent. In den Jahren 2020 und 2021 sinkt durch die pandemiebedingten Einschränkungen das Verkehrsgeschehen (gerade im Kfz-Verkehr), und damit auch das allgemeine Unfallgeschehen sowie die Zahl der Unfälle mit Senior*innen. Im Jahr 2021 ereignen sich dennoch 2.931 Unfälle mit Senior*innen, bei denen 5 Senior*innen getötet, 124 schwer und 610 leicht verletzt wurden.

Unfälle mit Senior*innen nach Monaten, Wochentagen und Stunden

Über das Jahr hinweg entspricht die Verteilung der Unfälle mit Senior*innen in etwa jener der Unfälle ohne Senior*innen. Bei der Betrachtung nach Wochentagen und Stunden wird ersichtlich, dass sich Unfälle mit Senior*innen im Vergleich zu solchen Unfällen ohne Senior*innen tendenziell etwas häufiger an den Werktagen Montag bis Donnerstag und etwas seltener am Wochenende sowie häufiger um die Mittagszeit und den Nachmittag und deutlich seltener am Morgen und am Abend ereignen.

Verkehrsbeteiligung und Unfallursachen

Im Zeitraum 2010 bis 2021 (12 Jahre) verunglückten 9.301 Menschen, die 65 Jahre oder älter sind, im Münchner Straßenverkehr – wurden also leicht oder schwer verletzt oder getötet. Dabei steigt mit dem Alter die Schwere der Unfallfolge. So machen Senior*innen nur 11 Prozent der Leichtverletzten, aber bereits 25 Prozent der Schwerverletzten und 46 Prozent aller Getöteten im Münchner Straßenverkehr aus. Während leicht- und schwerverletzte Senior*innen noch am häufigsten mit dem Fahrrad verunglücken (bei den Leichtverletzten 41 und bei den Schwerverletzten 45 Prozent), verunglücken 51 der 87 Getöteten (59 Prozent) der Jahre 2010 bis 2012 zu Fuß.

Entsprechend des Sicherheitsreports des Polizeipräsidiums Münchens sind im Jahr 2021 die drei häufigsten Unfallursachen bei den von Senior*innen verursachten Unfällen: 1) Fehler beim Abbiegen, Wenden und Fehler beim Rückwärts-, Ein- und Anfahren in den Verkehr, 2) Ungenügend Sicherheitsabstand und 3) die Missachtung von Vorfahrt oder Vorrang.

Demographie

Im Vergleich zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung in München (des Jahres 2021) verunfallen Senior*innen überproportional häufig im Alter zwischen 65 und 77 Jahren. Mit zunehmendem Alter verringert sich die Mobilität und somit sind Personen ab dem 80. Lebensjahr im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil am Verkehrsunfallgeschehen über alle Verkehrsmittel hinweg unterrepräsentiert. Bei Differenzierung nach dem verwendeten Verkehrsmittel zeigen sich kleine Unterschiede: Auf dem Rad verunfallte Senior*innen sind im Durchschnitt 74 Jahre alt, wohingegen zu Fuß verunfallte Senior*innen im Durchschnitt 76 Jahre alt sind. 51 Prozent aller verunfallten Senior*innen sind weiblich, 49 Prozent männlich. Allerdings zeigen sich auch hier Unterschiede nach den Verkehrsmitteln: Verunglücken mehr Senioren auf dem Rad (56 Prozent zu 44 Prozent), verunfallen Seniorinnen etwas häufiger als Senioren mit dem PKW (53 Prozent zu 47 Prozent) und deutlich häufiger zu Fuß (64 Prozent zu 36 Prozent).