In München entfällt rund ein Fünftel der polizeilich erfassten Verkehrsunfälle mit Verletzten auf Abbiegevorgänge mit Kraftfahrzeugen (Kfz), Lastkraftwagen (Lkw) oder Bussen an Kreuzungen und Einmündungen (Knotenpunkte). In diesen Abbiegesituationen missachten die Fahrer*innen häufig den Vorrang von Zufußgehenden oder Radfahrenden, wodurch es zu den Unfällen kommt.

Damit es erst gar nicht soweit kommt und Kreuzungen in München noch sicherer werden, arbeitet die Stadt an vielen Stellen gleichzeitig: an moderner Technik, einer sicherheitsorientierten Infrastruktur, einer klaren Umsetzung der bestehenden Verkehrsregeln vor Ort und an einem rücksichtsvollen Miteinander im Straßenverkehr.

Technik, die schützt: Abbiegeassistenzsysteme

Besonders wenn Lkw- oder Bus-Fahrer*innen rechts abbiegen, kann es für Radfahrende und Zufußgehende lebensgefährlich werden. Deshalb setzt München konsequent auf technische Lösungen:

  • Rund 90 Prozent des städtischen Lkw-Fuhrparks über 7,5 Tonnen sind bereits mit modernen Abbiegeassistenzsystemen ausgestattet.
  • Die MVG beschafft nur noch Busse mit Abbiegeassistenz.
  • Bei städtischen Aufträgen gilt: Wer mit Lastkraftwagen arbeitet, muss Fahrzeuge mit einem entsprechenden Warnsystem einsetzen.

Diese Systeme erkennen Menschen im toten Winkel und warnen die Fahrer*innen rechtzeitig – so können sie helfen, schwere Unfälle zu verhindern.

Unfallkommission und die Arbeitsgruppe „Sichere Knotenpunkte“

Die Polizei in München wertet fortlaufend alle gemeldeten Verkehrsunfälle aus. Stellt sie eine Häufung von Unfällen an einer bestimmten Stelle fest, meldet sie diese Stelle (Kreuzung, Einmündung oder Strecke) an die stadtweite Unfallkommission (UK). Dieses Expertengremium aus Polizei, Mobilitäts- und Baureferat untersucht den Knotenpunkt systematisch und veranlasst Maßnahmen, um die Situation zu entschärfen:

  • Jedes Jahr werden durch die UK rund 40 Fälle bearbeitet und etwa 100 Ortstermine finden statt.
  • Vor Ort wird geprüft, wie sich die Situation verbessern lässt – zum Beispiel durch neue Markierungen, geänderte Ampelphasen oder bauliche Anpassungen.
  • Nach spätestens einem Jahr wird kontrolliert, ob die Maßnahmen wirken.

Zusätzlich analysiert die Arbeitsgruppe (AG) „Sichere Knotenpunkte“ des Mobilitätsreferats regelmäßig Kreuzungen und Einmündungen im gesamten Stadtgebiet, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen. Dabei folgt die AG einem klar strukturierten Vorgehen: Die Expert*innen überprüfen alle Knotenpunkte systematisch auf ihr Unfallgeschehen - nach dem sogenannten „Top-Down-Prinzip“. Das heißt: stadtweit auffällige Unfallstellen identifizieren, priorisieren und anschließend Schritt für Schritt mit passenden Maßnahmen verbessern.

Grundlage dafür ist eine fortlaufende Drei-Jahres-Auswertung zur Früherkennung von Unfallauffälligkeiten, basierend auf einer Karte aller Unfälle der letzten drei Jahre. Daraus entsteht eine Prio50-Liste, die alle Kreuzungen umfasst, an denen Unfallauffälligkeiten bestehen. Diese Liste wird in Reihenfolge der Dringlichkeit abgearbeitet – beginnend mit den Stellen, an denen besonders hoher Handlungsbedarf besteht.

Um Maßnahmen schnell und wirksam umzusetzen, stimmt sich die AG fortlaufend mit dem Mobilitätsreferat, dem Baureferat und der Polizei ab. Bei gemeinsamen Ortsterminen werden konkrete Lösungen entwickelt – beispielsweise neue Beschilderungen, Markierungen oder bauliche Anpassungen.

Kreuzungen umbauen, umdenken, sicherer machen

Maßnahmen, mit denen die Landeshauptstadt München das Ziel der Vision Zero kontinuierlich verfolgt, sind beispielsweise Umbaumaßnahmen an Kreuzungen und Einmündungen. Dabei setzt die Stadt auf ein breites Maßnahmenpaket, darunter:

  • Den Rückbau sogenannter „freilaufender Rechtsabbieger“, also von der Ampelanlage getrennte Fahrbahnen auf denen Kfz-Fahrer*innen ohne Ampelsignal zügig rechts abbiegen können. Weil diese Anlagen innerorts häufig zu unübersichtlichen Situationen führen, werden sie nacheinander abgebaut oder mit Ampelanlagen ausgestattet.
  • Getrennte Ampelphasen für abbiegende Kfz-Fahrer*innen und geradeaus fahrende Radfahrer- und Fußgänger*innen.
  • Die Roteinfärbung von Radwegfurten (also Stellen, an denen Radwege eine einmündende Fahrbahn kreuzen), damit abbiegende Kfz-Fahrer*innen den Konfliktbereich mit Radfahrer*innen besser wahrnehmen (siehe Abbildung 1).

  • Haltverbote an Kreuzungen, damit sich alle Verkehrsteilnehmenden gut sehen können.
  • Gelbblinker an Furten – also gelbe Blinklichter an den markierten Querungsstellen für Fuß- und Radverkehr –, die Kfz-Fahrer*innen auf querende Menschen aufmerksam machen (siehe Abbildung 2).

 

Ein Schlüssel zum Erfolg: Prävention

Ein zentraler Baustein der Münchner Verkehrssicherheitsarbeit ist die Prävention Das bedeutet: Gefahren sollen erkannt und entschärft werden, bevor es zu Unfällen kommt. Schon bei der Planung neuer Straßen und Knotenpunkte sowie insbesondere bei der Gestaltung sicherer Schulwege legt die Stadt von Anfang an größten Wert auf die Verkehrssicherheit, zum Beispiel durch:

  • Sicherheitsaudits: Sie sind ein entscheidender Bestandteil der Unfallprävention. Dabei untersuchen speziell geschulte und zertifizierte Expert*innen sorgfältig, wo in der Verkehrsinfrastruktur Risiken bestehen, und geben Empfehlungen zur Verbesserung. Bereits bei der Planung tragen sie dazu dabei, die Verkehrssicherheit von Anfang an mitzudenken und Projekte gegebenenfalls noch vor dem Bau zu optimieren. Durch das Vier-Augen-Prinzip – also eine zusätzliche, unabhängige Prüfung durch eine weitere Fachdisziplin – wird die Situation nochmals bewertet. So lassen sich potenzielle Gefahren frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen zur Steigerung der Verkehrssicherheit ableiten.
  • Tempo 30: Rund 72 Prozent der Straßenkilometer in München sind inzwischen auf Tempo 30 oder weniger begrenzt, besonders vor Schulen, Kindertagesstätten (Kitas), Altenheimen und Spielplätzen. Die Landeshauptstadt München schöpft alle rechtlichen Möglichkeiten vollständig aus und überprüft sie laufend. Die Gesetzesergänzung der Straßenverkehrsordnung (StVO) von 2024 eröffnet zusätzliche Handlungsspielräume, die bereits in der Verkehrsplanung berücksichtigt werden.
  • Schulwegsicherheit: Der Fachbereich Schulwegsicherheit setzt sich dafür ein, dass sich Kinder und Jugendliche in München sicher und selbstständig im Straßenverkehr bewegen können. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen die Förderung einer sicheren und aktiven Mobilität von Schulkindern sowie die Entzerrung des Bring- und Holverkehrs. Dazu werden Stellen, an denen die Kinder die Straße überqueren, gesichert, Geschwindigkeiten reduziert und Schulen unterstützt, in deren Umfeld die Infrastruktur – etwa Gehwege oder Querungshilfen wie Zebrastraßen, Mittelinseln oder Ampelanlagen – noch unvollständig ist.

Ab 2026 richtet die Landeshauptstadt München die ersten Schulstraßen ein: In einer Schulstraße können Autos in einem gewissen Zeitraum nicht mehr bis vor die Schule fahren, in der Regel in einem begrenzten Zeitfenster 30 Minuten vor Schulbeginn. Es werden „Bringzonen“ in den umliegenden Straßen eingerichtet, in denen die Kinder rausgelassen werden können. Dies dient dazu, die Sicherheit vor den Schultoren weiter zu erhöhen.

Zusammen geht’s sicherer

All diese Maßnahmen sind wichtig – aber Verkehrssicherheit ist eine gemeinsame Aufgabe. Die Landeshauptstadt München arbeitet daran, Kreuzungen sicherer zu gestalten und die Voraussetzungen für mehr Verkehrssicherheit zu schaffen. Gleichzeitig braucht es Verkehrsteilnehmende, die aufmerksam bleiben, rücksichtvoll handeln und Verantwortung übernehmen, damit ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr gelingt.

Deswegen hat das Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München einen Test entwickelt, in dem alle Verkehrsteilnehmende in München für sich prüfen können, worauf sie beim Abbiegen achten und wie sie sich sicher in Verkehr bewegen können, egal ob mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß.

=> Hier geht's zum Abbiegetest.

Gemeinsam kommt München der Vision Zero näher: Einer Stadt, in der niemand im Straßenverkehr schwer verletzt oder getötet wird.