Zwischen 2019 und 2023 stieg die Münchner Bevölkerung um 2 Prozent und der Kfz-Bestand um fünf Prozent. Gleichzeitig sank die Kfz-Verkehrsmenge im Schnitt der zirka 100 Kfz-Detektoren, die auf den Hauptverkehrsstraßen liegen, um sechs Prozent. Der Radverkehr ist an den vier Raddauerzählstellen im Schnitt um 17 Prozent angestiegen und das Fahrgastaufkommen im ÖPNV hat wieder 93 Prozent des 2019er-Niveaus erreicht.
Zwischen Ende Juni 2023 und Ende Juni 2024 ist die Bevölkerung in München um zirka ein Prozent gewachsen. Im gleichen Zeitraum wurden in München auch etwa ein Prozent mehr private und gewerbliche Kfz registriert. Beide Kennzahlen sind für einen 12-Monatszeitraum signifikant.
Von den zirka 9.200 zum Ende des ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr zusätzlich registrierten Kfz-Fahrzeugen entfallen über 80 Prozent auf gewerbliche Fahrzeuge. Zirka 3.700 Fahrzeuge sind hiervon zusätzliche gewerbliche Pkw und zirka 3.700 zusätzliche gewerbliche Lkw. Nicht alle Fahrzeuge mit Münchner Kennzeichen werden tatsächlich in München gefahren, allerdings gibt es wiederum auch viele Fahrzeuge mit auswärtigem Kennzeichen, die in München genutzt werden. Zudem gehören zu den gewerblichen Fahrzeugen auch privat genutzte Dienstwägen, daher ist eine Unterscheidung zwischen privat und dienstlich genutzten Kraftfahrzeugen schwierig.
Während die Zahl der privat registrierten Fahrzeuge in Deutschland und auch München seit 2022 tendenziell abnimmt, steigt die Zahl der gewerblichen Fahrzeuge (sei es privat oder dienstlich genutzt) in München weiter deutlich an. Der Zuwachs bei den gewerblichen Fahrzeugen ist vor allem auf Fahrzeuge, die bei BMW oder Sixt gemeldet sind, zurückzuführen.
War von 2019 bis 2023 der Anstieg der registrierten Kfz mit 5 Prozent noch deutlich höher als das Bevölkerungswachstum von zirka zwei Prozent, so scheint sich das Kfz-Wachstum nun leicht abgeflacht und an das Bevölkerungswachstum angepasst haben. Der Anteil der elektrisch betriebenen Fahrzeuge ist in München zwischen dem ersten Halbjahr 2023 und 2024 von drei Prozent auf vier Prozent angestiegen.
Das Kfz-Verkehrsaufkommen ist in München basierend auf den zirka 100 im Stadtgebiet verteilten Kfz-Detektoren zwischen dem ersten Halbjahr 2023 und 2024 mit einem leichten Rückgang von 0,4 Prozent praktisch konstant geblieben. Es bestätigt sich der Eindruck, dass das Home-Office sich auf dem aktuellen Niveau stabilisiert hat und sich die Verkehrsmenge des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) bei zirka minus sechs Prozent gegenüber 2019 einpendelt.
Die Fahrgastzahlen im ÖPNV der MVG (U-Bahn, Tram, Stadtbus) sind laut der automatischen Fahrgastzählsysteme im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 um beeindruckende neun Prozent angestiegen. Auch die Fahrgastzahlen der S-Bahn-München sind mit plus sechs Prozent deutlich nach oben gegangen. Somit liegen die ÖV-Fahrgastzahlen in München nun um zirka ein Prozent über dem 2019-er Niveau. Die Gründe für den Zuwachs scheinen ein Mix aus Deutschlandticket, Großevents (wie AC/DC, Messen, EM), Post-Corona-Nachholeffekt und dem regnerischen Wetter zu sein.
Kaum jemand hat erwartet, dass trotz Fahrermangel, Baustellen und Fahrzeugproblemen und teilweiser Taktausdünnung, die Fahrgastzahlen so stark steigen werden. Es hat sich gezeigt, dass der ÖPNV enormes Potential hat. Spannend wird es zu sehen, welche Fahrgastzuwächse ÖV-Projekte wie die Tram-Westtangente, die U5-Pasing/Freiham, die zweite S-Bahn-Stammstrecke und die U6-Martinsried erzeugen werden.
Die Verkehrsmenge im Radverkehr ist gemäß Durchschnitt der aktuell vier sich im Betrieb befindlichen Raddauerzählstellen in München nach einem starken Anstieg seit 2019 im ersten Halbjahr 2024 zum Vorjahreshalbjahr um zwei Prozent zurückgegangen. Das Wetter war im ersten Halbjahr 2024 zwar um ein Grad Celsius wärmer als im ersten Halbjahr 2023, dafür aber deutlich regnerischer. Es gab 50 Prozent mehr Regentage als 2023 und der Radverkehr ist sehr niederschlagsabhängig. Dieser Rückgang im Radverkehr ist der erste seit Bestehen der Raddauerzählstellen und nichtsdestotrotz liegt das Radverkehrsaufkommen trotz Regenreichtum im bisherigen Jahr 2024 weiterhin bei 15 Prozent über dem Niveau von 2019. Es wird spannend zu beobachten, welche Zuwächse die neuen Radentscheid-Maßnahmen im Radverkehr verursachen werden.
Zur Entwicklung des Fußverkehrsaufkommens kann das Mobilitätsreferat leider noch keine Aussagen machen, da noch keine repräsentativen Detektoren zur Messung des Fußverkehrs in München eingebaut wurden. Mit der neuen Fußverkehrsstrategie hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt in Kürze auch Messysteme für die Zählung des Fußverkehrs einzusetzen.
Die Anzahl der Fluggäste ist im Vergleich zu 2023 um 15 Prozent gestiegen, lag aber immer noch 17 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Verkehrsmengen im MIV und Radverkehr und der Fahrgastzahlen im ÖPNV seit 2017 (Quelle: zirka 100 MIV-Detektoren, vier Raddauerzählstellen der LHM und Fahrgastzählsysteme der MVG)
Der Modal-Split, das heißt die Aufteilung des Gesamtverkehrsaufkommens beziehungsweise der Gesamtzahl der Wege der Münchnerinnen und Münchner auf die vier Verkehrsträger Kfz, Rad, ÖPNV und Fuß, wurde zuletzt 2017 mit einer umfangreichen Befragung, der MiD (Mobilität in Deutschland), ermittelt. Der Modal Split lag 2017 bei Kfz 34 Prozent, Rad 18 Prozent, ÖPNV 24 Prozent und Fuß 24 Prozent. Im Jahr 2023 wurde erneut eine Haushaltsbefragung durchgeführt, an der sich die Landeshauptstadt München beteiligt hat, diesmal an der Studie SrV (System repräsentativer Verkehrsbefragungen), deren Ergebnisse Ende 2024 vorliegen werden.